Wie ein Kunsterklärer-Video entsteht

 

Wie entstehen die Videos?
Welche Programme benutzt du?
Worauf legst du besonderen Wert?
Weshalb kommt nicht jede Woche ein neues Video raus?

 

 

Solche Fragen kommen immer wieder, also dachte ich mir, ich erkläre einmal so bündig wie möglich den Entstehungsprozess eines Videos.

 

 

Grundlegendes

 

 

In den Kunsterklärer-Videos geht es um Bilder, ihre Hintergrundgeschichten und eine genaue, systematische Analyse. Dazu ist es für mich zentral wichtig, dass eben die Bilder im Vordergrund stehen und man sich ohne störende Ablenkung auf sie einlassen kann.

 

 

Dass das funktioniert, ist gar nicht so einfach und ein andauernder Lernprozess für mich. Daher ändern sich die Videos auch stets ein wenig– ich habe die Hoffnung, sie werden immer besser und zielführender.

 

 

Um mein Ziel zu erreichen, habe ich die Elemente der Videos klar nach Priorität geordnet, in dieser Reihenfolge arbeite ich dann auch:

 

I – Inhalt

 

II – Audio

 

III – Video

 

Ich führe Euch nun durch jeden Schritt und meine Gedanken dazu.

 

I – Inhalt

 

 

Der mit Abstand wichtigste (und aufwändigste) Schritt ist der Inhalt. Die Arbeit daran beginnt schon weit vor dem Schreiben des Texts. Ich habe eine Idee, dass sich ein bestimmtes Bild gut als Video machen würde, und denke nun darüber nach, meist beim täglichen Schulweg.

 

 

Wie kann man da herangehen?

Welche Hintergrundinformationen sind in der Einleitung sinnvoll, nicht zu viel und dazu geeignet, die Zuschauer zum eigentlichen Bild zu führen?

 

 

Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass die Einleitung die meiste Arbeit macht – in fast allen Schritten, die auch noch kommen. Aber es lohnt sich, aus oben genannten Gründen. Sitzt sie nicht, läuft das Video nicht.

 

 

Mit ein paar groben Notizen geht es in die Recherche.

Ich nutze dazu alles, was mir unter die Finger kommt, von Sachbüchern über Filme hin zu Wikipedia Artikeln – alles, was hilft, wird verwurstet.

 

 

Dann wird der gesamte Sprechtext als Fließtext getippt – in Word, Schriftart Courier, Größe 12, einfacher Zeilenabstand.

 

Diese Einstellungen sind wichtig, denn sie geben mir im Text bereits eine Übersicht, wie lange welcher Teil im Video dauern wird.

 

 

Faustregel: Eine DIN A 4 Seite mit obigen Einstellungen nimmt im Schnitt 2,5 gelesene Minuten in Anspruch.

 

 

Der fertige Text umfasst in etwa 6 Seiten und hatte eine reine Tipp-Zeit von durchschnittlich 4 – 5 Stunden

(mit Korrekturen, Umformulierungen…)

 

 

Der Text wird ausgedruckt. Ich habe schon versucht, vom Tablet abzulesen, aber mir ist Papier einfach lieber. Da bin ich einfach Old-School.

 

 

Mit dem fertigen Text geht es zum Aufnehmen.

 

 

 

II – Audio

 

 

Ich lege sehr viel Wert auf eine gute Sprachaufnahme. Gerade, weil ich selbst nicht im Bild zu sehen bin, muss der Ton störungsfrei und angenehm sein.

 

 

Wie hat es ein Reporter bei einer Fortbildung mal so schön formuliert:

 

„Das Gehör ist die eigentliche Breitbandleitung ins Gehirn. Wir können ein suboptimales Bild verzeihen, aber keinen schlechten Ton!“

 

Das ist so.

 

 

Meine Aufnahmetechnik hat sich im Laufe der Jahre leicht verfeinert, aber prinzipiell läuft es so:

 

 

 

Ich habe mir für guten Aufnahmeton eine Studio-Ecke eingerichtet, bei der ich vor allem mit Noppenschaumstoff Schallreflexionen unterbinden möchte.

 

 

Die Sprachspur wird in einem einzigen Take über ein Großmembran-Mikrofon (Rhode ProCaster) und ein steinberg U22 mkII Interface in Reaper aufgenommen.

 

 

Die ersten Videos habe ich noch mit Audacity produziert – das ging auch, aber Reaper ist viel komfortabler und genauer in der Bedienung.

 

 

Ich achte auf langsames, klares Sprechen und mache notfalls mehrere Versionen desselben Satzes – die Entscheidung kommt dann im Schnitt der Spur.

 

Hierbei hilft mir ein kleines Werkzeug: Ein Hundeklicker, den ich nach einem Fehler oder vor einer neuen Version klicken lasse.

 

 

So sehe ich am Ausschlag der Tonwellenkurve in Reaper, dass ich hier editieren muss. Ein wichtiges Ding, das mir schon viel Stress erspart hat.

 

 

Für ein 15 Minuten Video ist die rohe Spur dann etwa 20 Minuten lang. Sie wird dann bereinigt, geschnitten und mit der Hintergrundmusik gemischt.

 

 

Am Ende rendere ich den Ton als .wav Datei – ich will möglichst gutes Ausgangsmaterial haben, wenn es in den Videoschnitt geht.

 

 

Dieser Schritt braucht insgesamt etwa 2 Stunden, wenn alles gut läuft.

 

 

 

 

III – Video

 

 

Das Video wird immer auf die fertige Tonspur gebaut.

 

Dazu nutze ich mittlerweile DaVinci Resolve, das mir Zooms in die Bilder, Animationen und sehr exakte Schnitte mit wenig Aufwand erlaubt.

 

 

Die ersten Videos sind noch mühsam im alten Windows Movie Maker zusammengebastelt worden, da musste jeder Bildausschnitt noch als einzelnes Bild importiert werden. Das war ein Ewigkeitswerk.

 

 

Mit DaVinci konnte ich meine Arbeitszeit hier knapp halbieren und gleichzeitig die Qualität der Videos nach oben schrauben.

 

 

Animationen, wie die Kompositionsskizzen oder Farben, mache ich damals wie heute noch mit Powerpoint als aufgezeichnete Präsentation.

 

Ich spiele den Teil der Audiospur ab und klicke im Rhythmus durch die Animationen. Es gibt sicher einen eleganteren Weg, aber so funktioniert es für mich halt.

 

Am Ende, wenn alles montiert ist, wird das Video hochauflösend gerendert und probegeschaut. Die Montage braucht auch nochmal etwa 4 Stunden Arbeitszeit.

 

 

Rechnet man alles zusammen, kommt jedes Video auf durchschnittlich 10 Stunden Arbeitszeit – und das ohne die ganzen Vorüberlegungen im Auto.

 

 

Das wäre dann auch meine Antwort auf die Frage, warum es nur selten neue Videos gibt. Ich muss mir halt immer erst einmal sicher sein, was ich wie machen will und dann die Zeit vor dem Rechner verbringen.

 

Vielleicht war dieser kleine, oberflächliche Aufriss meiner Arbeitsweise für euch interessant und eventuell sogar inspirierend - dann nichts wie los!

 

Einfach mal was Tolles aufnehmen!